Verantwortung für sich und andere übernehmen: Neues aus der Pflege: „Eine gute Entscheidung“
Mit der Pflege kam ich 1999 das erste Mal in Berührung. Ich war damals elf Jahre alt. Meine Uroma stürzte im und war seitdem bettlägerig. Zu dem Zeitpunkt pflegte ihre Tochter Renate sie, mit der sie schon jahrelang zusammenlebte.
Doch Renate verstarb einen Monat vor Heiligabend und das war auch der Tag, an dem meine Uroma auf die Hilfe meiner Oma und meiner Mutter angewiesen war und auch auf meine! Ich war an den Wochenenden bei meiner Uroma und machte ihr essen, half ihr beim Waschen und beim Toilettengang. Meine Uroma verstarb nicht ganz einen Monat nach Renate.
Für mich stand eigentlich fest, dass die Pflege nicht zu einem meiner primären Berufswünsche werden würde, ich aber auf jeden Fall etwas Medizinisches machen wollte, um anderen zu Helfen. Ich brach mein Abitur ab und machte eine Ausbildung zur Medizinischen Fachangestellten. Nach abgeschlossener Ausbildung und Fachabitur, kam 2015 mein Sohn auf die Welt. Ein Jahr später wollte ich dann wieder arbeiten gehen und schrieb Bewerbungen an viele Arztpraxen, um in meinem erlern– ten Job zu arbeiten.
Doch leider gestaltete sich die Suche nach einer geeigneten Stelle mit Kind und einem berufstätigen Partner als sehr schwierig. Also, welche Alternativen gab es für mich? Weiter suchen und darauf hoffen, dass sich irgendwann eine geeignete Stelle als MFA findet, oder umorientieren?
Ich orientierte mich um und bewarb mich als Pflegehelferin. Jetzt, nach fast zwei Jahren in diesem Beruf, bin ich glücklich darüber eine gute Alternative zu meinem erlernten Beruf gefunden zu haben. Als Mutter lässt sich der Job flexibel an meine Bedürfnisse anpassen und gibt mir die Möglichkeit, viel Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Wenn ich einen wichtigen Termin habe und der sich mit einer Tour, die ich fahre überschneiden würde, wird geschaut, ob ich den Dienst mit einer Kollegin tauschen kann oder ich habe an diesem Tag frei, weil ich den Termin rechtzeitig eingereicht habe und dementsprechend geplant werden konnte.
Ich arbeite selbständig und somit auch ohne jeglichen Druck, was dazu führt, dass ich viel entspannter bin in der Ausführung meiner Aufgaben. Und das wirkt sich eben auch auf die Patienten aus, zu denen man dann ein viel entspannteres Verhältnis hat und somit auch eine gewisse Vertrauensbasis. Diese Basis ist wiederum wichtig, da ich als Pflegepersonal in die häusliche Umgebung komme, und wer lässt sich schon gern von jemandem pflegen, dem man nicht sympathisch ist bzw. ein Stück weit vertraut?! Alles baut aufeinander auf!
Aber es sind nicht nur die eigenen Belange, die die Pflege ausmachen, sondern es sind auch die Patienten, die einem den Job honorieren. Sie sind glücklich, dass jemand regelmäßig zu ihnen kommt und die Pflege wird zur Nebensache, da den Patienten die zwischenmenschliche Ebene viel wichtiger ist. Man ist im Gespräch mit ihnen und hört sich ihre Sorgen an oder führt einfach nur ein nettes Gespräch und nimmt somit an ihrem Leben teil. Gerade für Alleinstehende, die niemanden haben bzw. wo die Verwandtschaft nicht gleich um die Ecke wohnt, sind die Gespräche mit uns wichtig. Und wenn man dann zu hören bekommt: „Sie sind schon eine Gute.“ dann ist das eine Bestätigung meiner Arbeit und auch für mich als Mensch.
Ich übernehme viel Verantwortung als Pflegehelferin. Zum einen achte ich darauf, ob es Veränderungen bei meinen Patienten gibt wie z. B. ein defektes Hautbild, woraus Eintrittspforten für Bakterien werden und daraus evtl. Infektionen. In dem Fall ist es wichtig mit der Pflegedienstleitung und auch mit dem Hausarzt Rücksprache zu halten und auch die Familie einzubeziehen. Zum anderen übernehme ich für das Auto, welches mir für meine Arbeit von meinem Arbeitgeber zur Verfügung gestellt wird, Verantwortung. Ich achte darauf, dass es immer ausreichend getankt ist, damit meine Kollegen das Auto genauso nutzen können wie ich. Die Flüssigkeitsstände wie Scheibenwaschwasser und Öl müssen überprüft werden, um zum einen sicher fahren zu können und zum anderen Motorschäden zu vermeiden. Das spart Reparaturkosten und somit dem Arbeitgeber Geld und das Wirkt sich nun mal auch positiv auf das Personal aus!
Ich übernehme aber auch Verantwortung für mich selbst. Durch die Händedesinfektion vor und nach jedem Patienten ist es wichtig, seine Hände zu pflegen um Infektionen zu vermeiden. Aber auch beim Autofahren und bei der Pflege achte ich auf mich selbst, um Unfälle jeglicher Art zu vermeiden. Man nimmt sich in meinen Augen selbst besser wahr und weiß, was man sich selbst zutraut oder auch nicht. Bei meiner Uroma war die Pflege für mich nichts besonderes, sondern ganz normal, da meine Uroma ein Teil meiner Familie und eine wichtige Person für mich war. Heute ist die Pflege für mich kein Problem, und ich mach sie gern aus den beschriebenen Gründen.
Für mich gehört die Pflege zu meinem Leben, allerdings kann ich nach Feierabend gut damit abschließen, so dass sie mich nicht in meinem Privatleben belastet. Ich würde mich immer wieder für die Pflege entscheiden, da mir der Job einfach liegt und ich ein super Arbeitsklima habe, in dem ich mich sehr wohl fühle.