Martina Kühnel ist Gründerin und Geschäftsführerin des ambulanten Pflegedienstes socius curandi in Wolfenbüttel. Die examinierte Krankenschwester verbindet seit 2004 Fachkompetenz, Menschlichkeit und Innovation in der ambulanten Pflege.

Interview: Friederike Schildt
Quelle: Zeitschrift Häusliche Pflege 12-2025
Foto: Fotostudio Sascha Gramann Braunschweig

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Was ist das Besondere an Ihrem Pflegeunternehmen? Was ist Ihr Markenzeichen?

Bei der Gründung meines Pflegedienstes im April 2004 war ich der festen Überzeugung, dass sich der Spagat zwischen Qualität in der Pflege und dem notwendigen wirtschaftlichen Handeln auch in der heutigen Zeit vereinbaren lässt.

Die Kunst eines guten Pflegedienstes liegt darin, die Bedürfnisse der Pflegebedürftigen zu erkennen und das Bestmögliche aus einer veränderten und erschwerten Lebenssituation eines Menschen in Würde zu erarbeiten. Hier ist nicht nur eine gute Qualifikation notwendig, sondern auch Eigenschaften wie Individualität und Menschlichkeit.

Gepflegt wird nicht nur mit Verstand und Können, sondern auch mit Herz, weil eine wirklich gute Pflege vom Wohlbefinden des Menschen in all seinen Bereichen wie des Geistes, des Körpers und der Seele abhängig sind. Die Besonderheit in unserem Pflegedienst ist, dass dieser Leitgedanke, der bis zum heutigen Tag von allen Mitarbeitern gelebt wird, immer unser höchstes Ziel ist. Trotz der vielen Veränderungen in unserem Pflegealltag, den ständigen Herausforderungen und dem immer schwieriger werdenden wirtschaftlichen Handeln, lassen wir uns nicht von diesem Weg abbringen. Wir handeln stets innovativ und lösungsorientiert.

Was schätzen Sie an Ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen am meisten? Worauf sind Sie besonders stolz in Ihrem Unternehmen?

Die Loyalität zu unserem Pflegedienst, den Teamgedanken und die ständige Bereitschaft und Motivation zur persönlichen und pflegerischen Weiterentwicklung. Wir sind ein recht „buntes“ Team mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Leidenschaften. Leitungskräfte, Palliativfachkräfte, Wundexperten und Wundtherapeut, Praxisanleiter, Pflegeberater und seit Neuesten auch Kneipp Gesundheitstrainer und Kneipp Mentoren in der Pflege. Auf die Zusammenarbeit und die Unterstützung, die alle Fachbereiche vereint, bin ich sehr stolz. Durch die langjahrigen Betriebszugehörigkeiten der Mitarbeiter hat sich ein verlässliches und hoch qualifiziertes Team entwickelt.

Was ist Ihr wichtigstes persönliches Ziel in den nächsten drei Jahren?

Wenn ich einen ironischen Tag habe, so würde ich sagen: „Überleben an der Pflegefront“. Aber das passt nicht zu mir, es reicht mir nicht und gehört auch nicht in meine Lebensphilosophie. An oberster Stelle steht natürlich die Fortführung und Weiterentwicklung unseres Pflegedienstes. Unser neustes Projekt, ein Herzenswunsch von mir, ist die Zertifizierung zum Kneipp Pflegedienst.

Das Konzept Kneipp in der ambulanten Pflege integriert die fünf Säulen der Kneipp-Therapie – Wasser, Bewegung, Ernährung, Heilpflanzen und Lebensordnung – zur Förderung der Gesundheit und Steigerung des Wohlbefindens von unseren Pflegebedürftigen und Mitarbeitern.

Unsere Mitarbeiter und Patienten sind von der Ergänzung des Angebotes unseres Pflegedienstes begeistert. Das Kneipp-Konzept passt zu unserem Leitgedanken und unterstützt unsere Mitarbeiter im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements, das seit Jahren einen hohen Stellenwert in unserem Pflegedienst einnimmt.

Unser neustes Projekt, ein Herzenswunsch von mir, ist die Zertifizierung zum Kneipp Pflegedienst.

Des Weiteren planen wir die Spezialisierung zum Wundpflegedienst zur Ergänzung und Verbesserung unseres Angebotes.

Wenn Sie nochmals neu starten könnten: Was würden Sie beruflich anders machen?

Ehrlich gesagt, nichts. Ich wusste schon in der Kindheit, dass ich die Ausbildung zur Krankenschwester wählen werde. Dieser Beruf ist eine wirkliche Berufung. Die vielen Möglichkeiten, die diese Ausbildung mit sich bringt, kann ich in keinem anderen Beruf erkennen. Mein persönlicher Weg hat mich in die Leitungsebene gebracht.

Diese Entscheidung war von der Motivation geführt, dass es nicht ausreicht, selbst eine qualifizierte Pflegefachkraft zu sein, sondern mein Wissen und mein innovatives Denken in der Pflege in einem Team zu vermehren. Ich bin glücklich und dankbar, dass diese Vision in meinem Team angekommen ist. Neben meiner Leitungsaufgabe und meiner späteren Aufgabe als Geschäftsführerin konnte ich auch mein pflegerisches Wissen stets erweitern.

Noch heute brenne ich für die Versorgung von Wunden und die Beratung/Schulung der Patienten und Angehörigen. Rückblickend gibt es sicherlich auch immer Entscheidungen, die ich hätte besser machen können. Aber ich habe aus Fehlern gelernt und sie haben meine persönliche Entwicklung gestärkt. Das lösungsorientierte Denken und Handeln hat mich in den vielen Jahren meiner beruflichen Tätigkeit sehr geprägt.

Und zum Schluss die Frage nach den drei Wünschen…

Ach ja, da steht auch Weihnachten schon wieder vor der Tür! Wenn ich etwas im Laufe meiner 40jährigen Berufserfahrung gelernt habe, dann, dass wir in der Pflege leider nicht bei „Wünsch dir was“ sind.

Aber, da ich mir jetzt mal etwas wünschen darf:

  1. Mehr Respekt und Anerkennung seitens der Kostenträger und der Politik für unsere tägliche Leistung in der Pflege. Der Kostendruck, der auf die pflegerischen Einrichtungen ausgeübt wird, führt uns in eine Schieflage, die hauptsächlich die pflegebedürftigen Menschen in unserem Land ertragen müssen.
  2. Endlich Entbürokratisierung in der Pflege. Davon sind wir zurzeit weit entfernt, im Gegenteil es wird täglich immer schlimmer.
  3. Dass junge motivierte Menschen ihre Liebe zu diesem einmaligen Beruf der Pflegefachkraft entdecken, es leben und mehr daraus machen.

Interview: Friederike Schildt
Quelle: Zeitschrift Häusliche Pflege 12-2025
Foto: Fotostudio Sascha Gramann Braunschweig

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